Virtual Reality in der Medizin – neue Möglichkeiten im Gesundheitswesen

Virtual Reality findet bereits in vielen Branchen Anwendung. An erheblicher Bedeutung hat Virtual Reality für die Medizin gewonnen und sorgte hier immer wieder für Schlagzeilen. Die VR-Technologie ermöglicht es, Operationen virtuell zu simulieren und Patienten mit Ängsten oder Problemen zu konfrontieren. Es werden zunehmend neue Anwendungsgebiete für VR, AR oder MR in der Medizin gefunden und wir können gespannt sein, wie sich dies zukünftig auf unser Gesundheitswesen auswirken wird. Kann die Medizin durch Virtual Reality revolutioniert werden? Wird unser Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt schon in naher Zukunft ganz anders aussehen als heute?

Um diese Fragen zu beantworten, stellen wir VR auf den Prüfstand, wie sie in der Praxis tatsächlich eingesetzt wird: Zeigen die Anwendungsfälle in der Medizin, wohin sich die Branche entwickeln wird, oder handelt es sich hierbei nur um Forschungsprojekte ohne Zukunftsperspektive? Können sich VR, AR und MR als feste Bestandteile im Gesundheitswesen etablieren? Diesen Fragen werden wir im Folgenden nachgehen und dabei gezielt die einzelnen Teilbereiche Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality unter die Lupe nehmen und sie hinsichtlich ihres Potenzials für die Medizinbranche untersuchen.

(Auf die Technologie selbst sowie die Kennzeichen der einzelnen Bereiche werden wir nicht näher eingehen, da wir davon ausgehen, dass diese im Web ausführlich beschriebenen und mittlerweile hinreichend bekannten Technologien den Lesern vertraut sind. Weitere Informationen zu VR, AR und MR finden Sie auch auf unserer Seite VR-Spektrum.)

1. Virtual Reality: Neue Möglichkeiten zur Visualisierung der Anatomie


Moderne Schulung von Medizinern dank VR-Technologie


Für die Ausbildung von Medizinern bietet die VR-Technologie viele Einsatzmöglichkeiten. Statt mithilfe statischer 2D-Bilder kann nun die Anatomie im Rückgriff auf die 3D-Visualisierung anschaulich unterrichtet werden. Physiologische Prinzipien sowie interne Prozesse des menschlichen Körpers können anschaulich dargestellt werden. In der Virtual Reality können die Studenten die Organe und das Gewebe nicht nur sehen, sondern sie haben die Möglichkeit, mit ihnen auf eine völlig neue Art und Weise zu interagieren. Die einzelnen Organe können dabei aus allen Blickwinkeln betrachtet und um 360 Grad gedreht werden. Die Virtual-Reality-Technologie ermöglicht somit eine Reise in das Innere des menschlichen Körpers. Für Medizinstudenten ist es besonders wichtig, während ihres Studiums möglichst viel praktische Erfahrung zu sammeln und dabei die Patientensicherheit nicht zu gefährden. Der Einsatz von VR HealthCare erfüllt diese Anforderungen und ermöglicht es den Studenten, sich mit dem menschlichen Körper auf eine neue Art und Weise auseinanderzusetzen. So können einzelne Operationsschritte und Techniken eingeübt und beliebig oft wiederholt werden. Die Fähigkeiten der Medizinstudenten werden dabei gezielt geschult und verbessert.

Ein Beispiel einer möglichen Virtual-Reality-Anwendung stellt das Einsetzen einer künstlichen Hüfte in einem virtuellen Operationssaal dar. Dabei simuliert der VR-Trainer die Kräfte, die während des Fräsvorgangs an der Hüftpfanne auf den Arzt wirken. Um eine realitätsnahe Situation zu schaffen, befinden sich in dem virtuellen Operationsaal auch die notwendigen Assistenzärzte, die operationstechnischen Assistenten sowie die benötigten chirurgischen Instrumente. Der VR-Trainer ermöglicht es, unterschiedliche Patiententypen, verschiedene Knochendichten, diverse Zugänge zur Hüfte und mehrere OP-Werkzeuge zu simulieren sowie verschiedene Krisensituationen virtuell zu üben.




Visualisierung der Daten für die OP-Planung


Neben der Schulung von Medizinstudenten unterstützt die VR-Technologie auch die Planung von Operationen. Denn vor einer Operation erhalten die Ärzte eine Vielzahl an Daten und Informationen, die es intelligent darzustellen und zu selektieren gilt. In der virtuellen Realität können die Daten mit Bildern kombiniert und realitätsgetreu dargestellt werden. Dem operierenden Arzt werden die zu behandelnden Organe und Gewebe dreidimensional visualisiert und er kann diese aus allen Blickwinkeln betrachten und beliebig drehen.

Um für Chirurgen für Operationen ein möglichst realistisches Bild des zu operierenden Körperteils zu liefern, haben Forscher am Departement of Biomedical Engineering des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel ein Verfahren entwickelt, das zweidimensionale Bilder aus der Computertomografie in Echtzeit in dreidimensionale virtuelle Räume umwandelt. Dies ermöglicht es den Ärzten, das zu operierende Gelenk aus jedem beliebigen Winkel und in jeder gewünschten Vergrößerung dreidimensional zu betrachten. Durch die Virtual Reality kann sich der Arzt auf sehr intuitive Weise ein Bild davon verschaffen, welche Möglichkeiten er bei der Operation hat.


Wissenstransfer durch virtuelle Datenräume


Die virtuellen Welten ermöglichen auch einen Wissenstransfer. So können sich Experten aus anderen Städten und Ländern in die virtuellen Datenräume einbinden, die so einen Austausch ermöglichen.

Ein Beispiel hierfür sind Tumorboards, bei denen Experten aus den unterschiedlichen Bereichen gemeinsam ein optimales Therapieverfahren für den Patienten entwickeln.


Phobien in virtuellen Welten bekämpfen


Auch bei der Behandlung von Patienten bieten virtuelle Realitäten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Die Eigenschaften von Virtual Reality eignen sich dabei besonders für die Behandlung von Phobien, ein Bereich, in dem bereits ein Durchbruch erzielt werden konnte. Denn in der virtuellen Welt kann sich der Patient seinen Ängsten ohne Gefahr stellen. Er kann lernen, seine Emotionen und Reaktionen zu kontrollieren und die Angst zu bewältigen.

Ein Beispiel hierfür ist das Virtual Reality Medical Center in den Vereinigten Staaten, das sich auf die Behandlung von Phobien mithilfe von VR-Technologie spezialisiert hat. Hier werden Phobien wie Flugangst, Höhenangst, Klaustrophobie, Arachnophobie, Panikstörungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen mit Virtual Reality behandelt. Die Patienten lernen in den virtuellen Welten, ihre Angst zu kontrollieren. Die Behandlung erfolgt stufenweise. So wird der Patient in der virtuellen Welt langsam und schrittweise an seine Angst herangeführt. Die VR zeichnet sich für die Behandlungen von Phobien aus, da sie individuell an die Bedürfnisse und Fortschritte jedes einzelnen Patienten angepasst werden kann.

Auch in London werden virtuelle Therapien gegen Phobien erforscht. So beschäftigt sich das King’s College Institute of Psychiatry unter anderem mit der Paranoiatherapie. Hier gehen die Patienten in eine virtuelle Bar, wo sie mit Avataren interagieren müssen. Die Avatare werden hierzu bewusst künstlich dargestellt, aber die Psychologen kommunizieren über diese mit ihren Patienten. Im Hintergrund reden andere Barbesucher über einen oder machen sich über den Patienten lustig. Der Patient soll dadurch auf reale Situationen vorbereitet werden und seine sozialen Ängste bewältigen.


2. Augmented Reality: Wie Tablets Einzug in den OP-Saal halten


Visualisierung und Navigation bei Operationen


Mithilfe der AR-Technologie können Daten auf einem Tablet, einer Datenbrille oder einem Projektor dargestellt werden. In der Medizin können so errechnete Bilder von Gefäßen oder Organen wie beispielsweise dem Herzen dem Operateur zur Verfügung gestellt werden. Optische Trackingsysteme ermöglichen es, Informationen über den Patienten und Livebilder des Körpers an Monitore im OP zu liefern. Mit diesen Informationen kann der Arzt sehen, wo er ansetzen muss, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Mit Augmented Reality in der Medizin beschäftigen sich auch Informatiker der TU München, die zusammen mit Chirurgen der Chirurgischen Uniklinik ein computergestütztes Visualisierungs- und Navigationssystem für minimalinvasive Eingriffe entwickeln. Bei minimalinvasiven Eingriffen muss sich der Chirurg auf die Bildschirme neben dem OP-Tisch verlassen, die ihm die Kamerabilder des Endoskops zeigen und so den Weg durch den Körper des Patienten weisen. Während einer OP muss so der Arzt seinen Kopf ständig zwischen dem Bildschirm und dem Patienten hin und her bewegen. Das Ziel der Forschergruppe ist es, durch den Einsatz von Augmented Reality die Arbeit bei minimalinvasiven OPs zu erleichtern, indem die Informationen direkt in das Sichtfeld des Chirurgen eingeblendet werden.


Anwendung bei Krebsoperationen


Auch die Fraunhofer-Forscher haben basierend auf der Augmented-Reality-Technologie eine Navigationshilfe entwickelt, die bei Krebs-OPs eingesetzt werden kann. Bei bösartigen Tumoren muss die genaue Lage der Metastasen ermittelt werden, um diese komplett entfernen zu können. Das 3D-ARILE-System soll dabei helfen, die exakte Position eines Lymphknotens festzustellen. Hierzu werden eine AR-Brille mit einer leistungsstarken Software, Nahinfrarotkameras sowie der Fluorenzfarbstoff Indocyaningrün verwendet. Der erkrankte Lymphknoten wird durch den Fluoreszenzfarbstoff sichtbar gemacht. Die Nahinfrarotkameras erfassen die Fluoreszenz und rekonstruieren den betroffenen Lymphknoten in 3D. Dessen Position wird dann in Echtzeit dem Chirurgen auf seiner AR-Datenbrille angezeigt. Dadurch kann er sehen, ob er das gesamte erkrankte Gewebe erfolgreich entfernen konnte.

3. Mixed Reality in der Medizin


Die HoloLens als Schulungstool


Viele medizinische Einrichtungen setzen auf den Einsatz der HoloLens und nutzen die Hologramme für Schulungen von Medizinern oder auch bei der Planung und Durchführung von OPs. Beispiele für den Einsatz von Mixed Reality stellen medizinische Simulatoren wie der Ultraschallsimulator und der Geburtssimulator dar.
Der Ultraschallsimulator bietet Medizinern die Möglichkeit, Körperteile anatomisch darzustellen und sie beliebig zu vergrößern und zu drehen. Mit dem Simulator kann das Durchleuchten der menschlichen Anatomie in Echtzeit verfolgt werden.
Mit dem Geburtssimulator können alle Stadien der Entbindung sowie Notfallszenarien trainiert werden. Anhand von 3D-Hologrammen können die Ärzte das ungeborene Kind betrachten und verfolgen, wie es sich durch den Geburtskanal bewegt. Innerhalb der Lernanwendung ist es auch die Aufgabe, eine Schulterdystokie, eine Komplikation, die während einer natürlichen Geburt auftreten kann, zu lösen.

Visualisierung von Operationen durch Hologramme


Neben Schulungen bietet Mixed Reality auch Anwendungsmöglichkeiten bei Operationen. Die Hologramme helfen Ärzten, sich noch intensiver auf die bevorstehende Operation vorzubereiten, und ermöglichen auch eine bessere Aufklärung der Patienten. Bei der Planung chirurgischer Eingriffe stellt Mixed Reality ein nützliches Tool dar. Am Interventionszentrum der Universitätsklinik Oslo werden operative Behandlungen von Leberkrebs sowie die Therapie von Kindern mit Fehlbildungen des Herzens durch den Einsatz von Mixed Reality ergänzt. So werden im Vorfeld 3D-Modelle erstellt, die es ermöglichen, Leber, Blutgefäße und Tumore exakt darzustellen. Dank dieser Visualisierung lassen sich die nächsten Schritte genauer planen sowie die richtige Vorgehensweise für diese Operationen ermitteln.
Während der Operation können Chirurgen mithilfe der Mixed Reality die anatomischen Gegebenheiten präziser einschätzen und die zu operierende Stelle schnell lokalisieren. Ein Anwendungsfeld bildet somit die Operation von Epilepsieherden im Gehirn. Diese Herde sind normalerweise nur auf MRT-Bildern erkennbar. Während der Operation kann jedoch das kranke nicht vom gesunden Gewebe unterschieden werden. Wichtig ist jedoch, dass diese Herde komplett eliminiert werden, um Epilepsieanfälle dauerhaft zu vermeiden. Mithilfe der Mixed Reality können sich die Operateure die Patientenbilder aus MRT- und CT-Scans auf der HoloLens holografisch darstellen lassen und so erkennen, welches Gewebe betroffen ist. Auch die Unfallchirurgie kann von der Mixed Reality profitieren, wenn es z. B. um das Zusammensetzen von gesplitterten Knochen geht. Mit der HoloLens wird der Chirurg mit holografischen Bildern aus dem CT-Scan unterstützt und kann so die Knochen im richtigen Winkel wieder zusammensetzen.

4. Fazit


Unser Fazit für den Einsatz von VR, AR oder MR in der Medizin lässt sich zugespitzt wie folgt formulieren: Virtual Reality wird die Branche revolutionieren, aber es ist noch ein langer Weg. Mal ehrlich: Hatte Ihr letzter Zahnarztbesuch oder Besuch beim praktischen Arzt schon irgendwelche Zeichen von VR? Wohl kaum.
Das spiegelt die Lage des Marktes wider: Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality bieten zweifelsohne fantastische Möglichkeiten. Durch die Immersion sowie die Möglichkeit, wertvolle Zusatzinformationen zu liefern, kann die VR-Technologie sowohl bei der Ausbildung von Medizinern als auch für die Planung und Durchführung von Operationen erfolgreich angewendet werden. Aber: Die VR Use Cases beschränken sich aktuell auf die spektakuläre Seite der Gesundheitsbranche: Es geht um Operationen, es geht um namhafte Institute oder Forschungseinrichtungen, die Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality aktuell weiter vorantreiben.
Von einer Breitenrelevanz ist man aktuell noch meilenweit entfernt. Jedoch kann sich das schnell ändern, wie die Vergangenheit (z. B. beim 3D-Druck in der Zahnarztbranche) zeigt. Hierzu muss aber einiges an Faktoren zusammenkommen, was auch der besonderen Struktur und Regulatorik des Marktes geschuldet ist: Sind technologische Innovationen erst einmal erprobt und finden Anklang in relevanten Entscheidungsgremien, Verbänden und Institutionen, kann das Roll-out sehr schnell gehen. Und ehe man sich versieht, steht einem beim nächsten Arztbesuch der Allgemeinmediziner mit einem Tablet gegenüber anstatt mit einem Stethoskop …

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